Solidarität mit den Streikenden

Solidarität mit den Streikenden

Ohne Verkehrswende werden wir die Klimakatastrophe nicht abwenden. Ohne den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs ist eine Verkehrswende nicht möglich.
Am 23. September streikten die Beschäftigten des ÖPNV auch in Braunschweig. Also hieß es für viele von uns, doch wieder ins Auto zu steigen, um die Kinder zur Schule zu fahren oder um selber zur Arbeit, zur Ärztin, zum Einkaufen zu kommen. Ein Anlass zum Meckern?

Aus der Sicht der Klima-Aktiven keineswegs. Fridays for Future solidarisieren sich in einer offiziellen Erklärung mit den Streikenden. Sich über die persönlichen Belastungen am Streiktag aufzuregen, ist nämlich ein bisschen zu kurz gedacht.

Wenn wir die Verkehrswende wollen, wenn wir Innenstädte mit mehr Grünflächen und weniger Parkplätzen, wenn wir bessere Luft und Plätze mit hoher Aufenthaltsqualität  haben wollen, dann muss der motorisierte Individualverkehr erheblich zurückgefahren werden. Zum Wohle aller, denn die Blechlawinen, die in Braunschweig quer durch die Innenstadt führen, sind ungesund, umweltschädigend, teuer und für alle Menschen – selbst für die Insassen der Autos – außerordentlich stressbehaftet. Dieses Dilemma sei hier nur kurz angerissen. Mehr dazu findet ihr in unserem Artikel „Mobilität – Auf in die Verkehrswende“.

Zur Mobilität der Zukunft gehören also – neben Fahrrad und Fußweg – die Öffentlichen Verkehrsmittel. Um die jedoch weiter ausbauen und attraktiver gestalten zu können, müssen – neben anderen offenen Fragen – auch die personellen Probleme, die den Ausbau ausbremsen, gelöst werden:

  • In den nächsten Jahren müssen aufgrund des hohen Altersdurchschnitts der jetzigen Beschäftigten im ÖPNV 100 000 Stellen neu besetzt werden, nur um den jetzigen Bestand zu halten.
  • In den letzten Jahren wurde Personal abgebaut trotz Fahrgastzuwächsen!
  • Die Arbeitsbedingungen verschlechterten sich: Mehr Überstunden, ausgedehnter Schichtdienst, kürzere Pausen, schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • Die Folgen sind die, die auch aus anderen belasteten und mäßig bezahlten Berufsgruppen bekannt sind: hohe Krankheitsraten, hohe Fluktuation, Fachkräftemangel

Auf dieser Basis wird es keinen Ausbau des ÖPNV geben können. Für einen attraktiven Öffentlichen Nahverkehr brauchen wir nämlich vor allem das nötige Personal. Damit ist nicht nur die nötige Anzahl gemeint, sondern Menschen, die ihren Beruf gerne ausüben. Dies wiederum verlangt Arbeitsbedingungen, die nicht krank machen, und eine Bezahlung, die der Verantwortung und den Herausforderungen, die z.B. eine Berufskraftfahrerin zu bewältigen hat, gerecht wird. Nur so wird dieser Beruf attraktiv sein, nur so wird der Öffentliche Nahverkehr für die Fahrgäste zuverlässig, angenehm, bequem und eine echte Alternative zum motorisierten Individualverkehr werden.

Die Solidarität der Klimabewegung mit den Forderungen der Gewerkschaft und der Beschäftigten ist also völlig schlüssig und darüber hinaus dringend notwendig.

Denn die Verkehrswende ist nicht nur eine Frage des Klimaschutzes. Natürlich brauchen wir klimaneutrale Städte, aber die erforderliche Transformation darf nicht auf Kosten der arbeitenden Menschen gehen. Klimagerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit müssen zusammen gedacht werden, denn es geht um ein gutes Leben für uns alle. Das Bündnis zwischen Fridays for Future und den Gewerkschaften ist für diesen Weg ein wunderbarer Anfang. Mehr unter #oepnvbrauchtzukunft.de.

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Frieda