Schon ein paar Vorsätze für das neue Jahr gefasst? Eine gute Idee könnte ein Mehr an gesunder Ernährung sein, vielleicht sogar in Verbindung mit der Unterstützung der regionalen ökologischen Landwirtschaft. Eine Möglichkeit dazu bietet die Solawi Landwandel, die wir in diesem Beitrag gerne vorstellen wollen. Daniel Fischer, Gemüsegärtner und Solawi-Beauftragter am Lindenhof, hat unsere Fragen beantwortet.
2. Wann hat euer Projekt gestartet und wie ist es losgegangen?
Der Lindenhof in Eilum ist eine Bioland-Hofgemeinschaft, die schon Ende der 70er Jahre als Kommune-Projekt gegründet wurde. Seit 1983 sind wir Mitglied beim Biolandverband und betreiben Gemüsebau und Landwirtschaft. Dabei wohnen wir in einer großen WG und bewirtschaften den Hof als Kollektivbetrieb, der vor der Gründung der Solawi vor allem Direktvermarktung auf Wochenmärkten und in unserem Hofladen betrieben hat. Durch unsere bereits etablierte Vermarktung konnten wir dann ab 2020 allmählich unsere Solawi aufbauen. Gestartet sind wir mit etwa 80 Anteilen. Heute sind es ungefähr 200 Anteile, die wir in insgesamt 18 verschiedene Depot in Braunschweig und Umgebung liefern. Ein Anteil versorgt dabei einen 2-4 Personenhaushalt, in dem viel frisch gekocht wird und in dem die Menschen bereit sind, sich auf neues Gemüse einzulassen und dabei auch mal Größere Mengen zu verarbeiten.
3. Welche Erfahrungen habt ihr bisher gemacht? Gab es seit eurer Gründung wesentliche Veränderungen? Was waren die größten Herausforderungen?
Uns Gärtner*innen bringt der direkte Kontakt zu den Menschen, die unser Gemüse essen und das direkte Feedback, große Freude. Auch die Arbeit hat sich in einigen Bereichen für uns vereinfacht, weil wir für die Solawi immer große Mengen auf einmal ernten und das einfach effektiver ist. Außerdem verzichten wir z.B. auf das Bündeln von Radieschen, was auch eine große Vereinfachung der Arbeit darstellt.
Wir haben auch festgestellt, dass die Kombination von Direktvermarktung und Solawi für beide Betriebszweige Vorteile bringt: Durch die Solawi können wir mehr experimentieren und Kulturen anbauen, die für eine Vermarktung uninteressant sind, wovon dann auch die Wochenmärkte mit einem größeren Angebot profitieren. Die Solawi profitiert, in dem sie auch alles bekommt, was für die Märkte angebaut wurde, aber nicht verkauft werden konnte. Als Nebeneffekt landet deshalb inzwischen fast alles, was wir anbauen auf den Tellern der Mitglieder und Kunden. Viel weniger muss auf dem Acker untergefräst werden, weil wir es nicht verkaufen konnten. So verbessert sich auch das Verhältnis von Ressourcenverbrauch und Erträgen!
4. Wie viele Menschen arbeiten auf den Höfen mit und wie viele Menschen nutzen euer Angebot?
In den verschiedenen Betrieben am Hof (Gemüsegärtnerei, Landwirtschaft und Vermarktung) arbeiten etwa 12 Menschen, die dort auch Wohnen. Dazu kommen viele Aushilfen. In der Gärtnerei und der Solawi sind wir inklusive Azubis zu viert, dazu kommen im Sommer immer noch einige Praktikant*innen. Etwa 200 Mitgliedshaushalte hat unsere „Solawi Landwandel“ zur Zeit.
5. Ökologische Landwirtschaft ist wichtig für das Klima und zugleich auch ein wesentlicher Beitrag für ein Umdenken hin zu einer nachhaltigen und gesünderen Ernährung. Wie seht ihr euren Beitrag zum Klimaschutz?
Durch den Rückhalt unserer Mitglieder können wir uns neben dem Anbau auch noch z.B. um die Pflege und Anlage von Hecken und Agroforstsystemen kümmern und so einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität im Klimawandel leisten.
Da unsere Mitglieder sich auch über krummes Gemüse und Produkte mit leichten Schäden freuen, verringern wir auch die Lebensmittelverschwendung und zeigen, dass die Bio-Landwirtschaft sehr wohl in der Lage ist, die komplette Bevölkerung zu ernähren – wenn äußere Mängel in Kauf genommen werden und weniger tierische Produkte konsumiert werden.
6. Welche Weiterentwicklung siehst du für die Solidarische Landwirtschaft und wie können Menschen diesen Weg unterstützen?
Die Herausforderung der Zukunft wird sein, auch die großen Ackerbaukulturen wie Getreide und Kartoffeln großflächig nach dem Solawi-Prinzip zu verteilen. Unsere Landwirtschaft kann eben viele Tausende Haushalte mit Brot versorgen und nicht nur 200 wie beim Gemüse. Durch die Kooperation mit einem Bio-Bäcker können unsere Mitglieder seit diesem Jahr auch Brot aus unserem Getreide beziehen, auch Kartoffeln liefern wir in individuellen Mengen an die Mitglieder. Das ist immerhin ein erster Schritt.
Als Vision einer transformierten Gesellschaft kann man sich außerdem noch viele weitere Bereiche vorstellen, die sich solidarisch organisieren ließen: vom Schuster über Reparaturwerkstätten bis hin zu Anwälten und Kulturschaffenden ist alles denkbar.
7. Wenn Menschen aus Braunschweig und Umgebung nun neugierig geworden sind, wie können sie mit euch Kontakt aufnehmen oder vielleicht sogar mit einsteigen? Können die Erzeugnisse dann auch wohnortnah, also z.B. in Braunschweig abgeholt werden?
In verschiedenen Stadtgebieten Braunschweigs und in der Umgebung betreiben wir sog. Depots, die wir immer freitags mit Gemüse beliefern. Die neue Saison startet im April. Wer sich dafür interessiert und über Infoveranstaltungen im Vorfeld informiert werden will, kann uns gerne eine Email an lindenhof@solawi-landwandel.de schreiben. Viele Infos zu uns, den gelieferten Mengen und den Jahresverträgen findet man auf www.solawi-landwandel.de.
Unser Gemüse kann man davor auch schon auf den Wochenmärkten am Altstadtmarkt (Mittwoch und Samstag) und am Prinzenpark (Donnerstag) probieren.
8. Gibt es noch etwas, was du loswerden möchtest?
Innerhalb der Solawi hat sich eine AG gegründet, die es sich zur Aufgabe macht, Biotope zu errichten. Dafür suchen wir z.B. Ackerland, das wir pachten können, um darauf Naturschutzmaßnahmen durchzuführen, z.B. die Einsaat mehrjähriger regionaler Wildpflanzenmischungen und die Anlage von Hecken. Meldet euch gerne, falls ihr Ackerland besitzt und Interesse an einer Zusammenarbeit habt!
Vielen Dank für die spannenden Infos und weiterhin viel Erfolg und viel solidarische Unterstützung!