Urlaub neu denken

Urlaub neu denken

Endlich Urlaub! Wo geht es dieses Jahr hin? Tauchen in Ägypten? Mit den Kindern an die Ostsee? Wandern in den Anden? Auf Safari? Was ist uns eigentlich wirklich wichtig an unserer Urlaubsreise? Erholung, Auszeit, neue Eindrücke, neue Erlebnisse, uns etwas gönnen und hoffentlich jede Menge Glückgefühle?
Wir alle erwarten unseren Urlaub sehnsüchtig. Unsere Erwartungen sind hoch. Vielleicht können wir ja mit ein wenig mehr Vorbereitung und ein bisschen Umdenken die Chance auf einen – auch für uns selber – nachhaltigeren Urlaub erhöhen.

Massentourismus ist in die Kritik geraten, nicht nur weil er für 8% der weltweiten Co2-Emmissionen zuständig ist, sondern auch, weil bedenkenloser Tourismus Kulturen, Tierwelten und Landstriche zerstören kann.

Reisen muss aber nicht automatisch Massentourismus bedeuten. Für das Reisen der Zukunft sollte ein einfaches, aber wichtiges Grundprinzip gelten: Weniger ist mehr!

Weniger Reisen bedeutet mehr Schutz für die Umwelt, für die Gastgeberländer, die Tier- und Pflanzenwelt – und für uns. Denn wie bei vielen Veränderungen, die aus Gründen des Klimaschutzes geboten sind, kann uns nachhaltiges Reisen etwas schenken: Mehr Urlaubsqualität!

Die Grundsätze für eine neue klimafreundlichere Form des Reisens sind einfach und übersichtlich:

  1. Langsames Reisen

Nicht nur der Körper, auch unser Bewusstsein muss an einem neuen Ort ankommen.  Daher werden Reisen intensiver, wenn wir uns dem Ziel langsam nähern. Lassen wir den Urlaub im besten Fall in dem Moment anfangen, in dem die Haustür hinter uns zufällt! Um berauschende Natur- und Landschaftserlebnisse zu haben, müssen wir nicht jedes Mal den Erdball umkreisen. Warum nicht eine Wanderung durch das Grüne Band an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze? Warum nicht die schönsten Radwege Deutschlands entdecken? Im Nachtzug nach Paris? Mit dem Autozug bis nach Italien? Die Möglichkeiten sind zahlreich, und der Verzicht auf Flugreisen und Kreuzfahrten ist auf jeden Fall ein guter und wichtiger Beitrag zum Klimaschutz! (Mehr zum Thema Slow Travel findet ihr auch in unserem Beitrag „Mobilität – Auf in die Verkehrswende“!)

Also – auch nach der Corona-Krise – gar keine Fernreisen mehr? Doch, aber nicht mehr jedes Jahr in Form von Fast-Food-Tourismus für „14 Tage Exotik im Eilverfahren“. Für nachhaltige Fernreisen braucht man mehr Zeit als für Reisen in die nähere Umgebung. Wie wäre eine Zugreise nach Vietnam? Geht nicht? In unserem Beitrag am kommenden Freitag berichten wir über ein Reisebüro, dass sich auf Zugreisen in alle Welt spezialisiert hat!

  1. Achtsames Reisen

Fernweh ist bei vielen Menschen eine wesentliche Sehnsucht. Zudem weitet sich unser Horizont, wenn wir ganz andere Regionen, Kulturen und Lebensweisen kennenlernen. Wenn wir solche Reisen rigoros reduzieren würden, hätten wir die nötige Zeit, sie vorzubereiten. (Zumal die derzeitige Corona-Pandemie ja  sowieso ein guter Anlass ist, die nächste weitere Reise vorerst zu verschieben!) Dabei sind die Fragen: „Was tut mir wirklich gut, was möchte ich sehen und erleben? Warum interessiert oder lockt mich dieses Land, die Kultur, diese Landschaft? Was weiß ich darüber? Wie werde ich mich verständigen?“ ebenso so wichtig wie die Frage: „Was bewirke ich mit meinem Urlaub?“

Die negativen Auswirkungen von Massentourismus im Blick zu haben, ist nicht nur in Bezug auf den CO2-Ausstoß wichtig, sondern auch in Bezug auf die durch Tourismus produzierten Müllberge, den immensen Wasserverbrauch und die sozialen und kulturellen Auswirkungen auf das Gastgeberland.
Natürlich ist es beim Zelten oder in einem Ferienhaus relativ einfach, den eigenen ökologischen Fußabdruck zu beeinflussen. In Hotels, die weltweit für ein Viertel der tourismusbedingten Emissionen zuständig sind, ist das schwieriger. Inzwischen gibt es Alternativen, z.B. Bio-Hotels und ganze Hotelketten, die sich für ihre Nachhaltigkeits-Strategien zertifizieren lassen, zum Beispiel mit dem Green Globe-Zertifikat.

  1. Nachhaltiges Reisen

Wir möchten mit diesem Beitrag Lust auf das Unbekannte zu wecken. Wenn wir uns auf eine fremde Kultur und eine entfernte Region einlassen, bedeutet das immer auch, die eigene Komfortzone zu verlassen. Dann beginnt das Abenteuer.

Klar, viele wollen sich im Urlaub einfach entspannen, die Beine hochlegen und nichts vom gewohnten Komfort vermissen. Absolut nachvollziehbar in unserem hektischen Alltag! Aber dafür reicht vielleicht ein All-Inclusive-Wellness-Hotel in Oberbayern oder auf Usedom. Die Landschaften dort sind auch sehr schön.

Andere Länder oder gar entfernte Regionen sollten wir nicht als ein Produkt betrachten, über das wir – mit dem ausreichenden Geldbeutel – bedenkenlos verfügen können. Wenn wir uns für eine entfernte Region, Landschaft oder Kultur begeistern, sollte es nur logisch sein, dass wir zu ihrer Bewahrung beitragen, anstatt sie – bewusst oder unbewusst – zu zerstören.

Warum also nicht – gerade bei Fernreisen – eine Win-Win-Situation anstreben: Reisen können uns Erfahrungen und Begegnungen schenken, die wir niemals vergessen, Erlebnisse, die kein Foto festhalten kann. Wir wiederum können durch unsere Reise wichtige soziale und ökologische Projekte unterstützen. NGOs bieten inzwischen Reisemöglichkeiten an, die ganz andere Einblicke in ein Land ermöglichen und die dabei die sozialen, kulturellen Gegebenheiten vor Ort, wie auch die Natur berücksichtigen. Durch solche Besuche können wir Menschen in ärmeren Gegenden das Überleben erleichtern, wir können den globalen Zusammenhalt stärken. Nach einer solchen Reise werden wir feststellen, dass wir nicht mehr die gleichen Menschen sind, die wir waren, als die Haustür hinter uns zufiel.

Also lasst uns die nächste Nach-Corona-Reise in Ruhe planen und Reisen dabei als eine Chance betrachten! Es ist die Chance, zu verändern und verändert zu werden.

 

 

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Frieda