Der Aufruf der 40 Millionen

Der Aufruf der 40 Millionen

Im Mai 2020 startete die bisher größte Initiative in der Geschichte des modernen Gesundheitswesens.

Pflegepersonal, medizinische und therapeutische Fachkräfte, Menschen aus Wissenschaft und Forschung: Eine historisch große Anzahl von ihnen hat sich jetzt hinter eine gemeinsame Forderung gestellt, dem Aufruf zur „Healthy Recovery“. 350 Gesundheitsorganisationen, die 40 Millionen Beschäftigte aus dem Gesundheitssektor vertreten, und zusätzlich über 4.500 einzelne Gesundheitsfachkräfte aus 90 Ländern wandten sich am 26. Mai in einem Offenen Brief an die Staatschefs der G 20-Staaten und forderten, dass die Mittel, die zur Überwindung der Corona-Krise eingesetzt werden, zugleich genutzt werden, um die Klima-Katastrophe abzuwenden.

  • Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung sollen in den Mittelpunkt gestellt werden.
  • Dabei muss es vor allem auch um die planetare Gesundheit gehen: um saubere Luft und sauberes Wasser, funktionierende Ökosysteme und ein Aufhalten des Klima-Wandels.

Der Klimawandel und seine Ursachen bedrohen schon jetzt die Gesundheit der Menschen. Hierzu gehören die Hitzetoten der zurückliegenden Jahre, Hungersnöte, Opfer von Naturkatastrophen und Extremwetterlagen. Allein die Luftverschmutzung führt weltweit zu ungefähr 7 Millionen vorzeitigen Todesfällen. Ein ungebremstes Fortschreiten des Klimawandels wird die Opfer in wenigen Jahren vervielfachen.
Dagegen setzen sich weltweit nun Menschen aus dem Gesundheitssektor zur Wehr. Auch in Deutschland stellen sich zahlreiche Gruppierungen, Fachverbände und Initiativen hinter die Forderung, die Überwindung der Corona-Krise zugleich für einen nachhaltigen Wandel zu nutzen.
So auch die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG).
„Wenn wir unseren Planeten weiterhin so zerstören wie bisher, wird es vermehrt zu verheerenden Naturereignissen wie z.B. Pandemien, Stürmen und Dürren kommen. Wir vergessen oft, dass diese auch massiv unsere Gesundheit gefährden.“, sagt die stellvertretende Vorsitzende Sylvia Hartmann von KLUG. „Diese Krise ist gleichzeitig eine einmalige Chance, unsere Lebensweise und Wirtschaft neu zu gestalten. Gesunde Menschen kann es nur auf einem gesunden Planeten geben.“
Dieser massive Aufruf aus dem Gesundheitssektor macht Mut. Nicht nur in dieser Krisenzeit sollte die Stimme solcher Fachleute ein besonderes Gewicht haben.

Aber noch aus einem weiteren Grund erscheint mir dieses Zusammenwirken über alle Grenzen hinweg – ebenso wie die globale Fridays-for-Future-Bewegung – zukunftsweisend. Eine solche Kooperation zeigt nämlich, dass Globalisierung nicht nur eine ungehinderte Verbreitung von Viren, eine Monopolisierung von Kapital oder Massentourismus nach sich ziehen muss.
Diese weltweiten Bündnisse geben einen Hinweis darauf, was globale Kommunikation ermöglicht: Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ist es vielleicht möglich, gemeinsame Strategien zu entwickeln, eine gemeinsame Verantwortung für das planetare Leben wahrzunehmen und eine umfassende Solidarität zu entwickeln. Eine der größten bisherigen Errungenschaften in der Geschichte der Menschheit ist die Deklaration der Menschenrechte. Auch wenn sie immer wieder mit Füßen getreten wird, ist die Erkenntnis, dass alle Menschen allein durch ihre Geburt universelle Rechte haben, nicht mehr aus der Welt zu schaffen.

Vielleicht kann die Menschheit jetzt einen Schritt weitergehen und sich zusätzlich zu ihren universellen Rechten zu einer universellen Aufgabe bekennen: Zu der gemeinsamen Verantwortung, das Leben auf diesem Planeten und die Lebensgrundlagen für die kommenden Generationen zu schützen und zu erhalten.

(Falls ihr selbst im Gesundheitswesen tätig seid und für das Klima aktiv werden wollt, könnt ihr das auch bei Health for Future, der Future-Gruppe, die sich speziell für das Gesundheitswesen zusammengeschlossen hat!)

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Frieda