Fahrradstadt Braunschweig

Fahrradstadt Braunschweig

Vergangenen Freitag haben wir einen Beitrag zum Thema Mobilität veröffentlicht und was sich in diesem Bereich aus unserer Sicht ändern muss. Für verbesserte Bedingungen im Radverkehr setzt sich in Braunschweig die Initiative „Fahrradstadt Braunschweig“ ein. Konrad und Mareike waren so nett unsere Fragen zur Fahrradstadt in einem Interview zu beantworten.

Erklärt uns bitte die Fahrradstadt in wenigen Worten

Mareike: Fahrradstadt ist die Initiative, die Bedingungen für Radfahrer*innen in der Stadt verbessern möchte, sodass Radfahren sicherer und attraktiver für alle werden kann.

Ein Kernthema ist der Radentscheid. Um was geht es da?

Konrad: Wir brauchen eine Öffentlichkeit, für die Radverkehr wichtig ist. Veränderungen müssen von Bürger*innen mitgetragen werden.

Mareike: Wir möchten erreichen, dass sich die Situation wirklich verbessert und haben dafür 7 Ziele formuliert. Ein Radentscheid bedeutet, dass sich eine vorgegebene Anzahl an Bürger*innen hinter diese Idee stellt. Der Stadtrat kann das dann übernehmen und beschließen. Sollte das nicht passieren, gibt es einen Bürgerentscheid.

Welche Themen sind Euch außerdem wichtig?

Konrad: Die ganzen Fragen des Radverkehrs bringen auch städtebauliche Aspekte mit sich, durch die wir viel gewinnen können. Straßen und Plätze sollten uns verbinden und nicht länger voneinander abgrenzen, etwa weil Lärm und dichter, schnell fließender Verkehr Nachbarschaften erschwert. Wir möchten den öffentlichen Raum zurückgewinnen, wie der Stadtplaner Jan Gehl sagte: „Städte für Menschen“.

Wie sind die Reaktionen im Stadtrat?

Konrad: Wir sind sehr froh, dass wir respektiert werden. Aber man merkt auch, dass viele Ratsmitglieder selbst Angst davor haben große Dinge in Gang bringen und auch Kritik dafür einzustecken. Die ganzen Fragen: wie viel Platz, wie viele Mittel, wie viele Planer wird uns noch beschäftigen.

Ich bin selten in einer so fahrradunfreundlichen Stadt Fahrrad gefahren. Habt Ihr eine Idee warum sich da seit Jahren nichts ändert?

Konrad: Braunschweig eignet sich gut als fahrradfreundliche Stadt mit kurzen Wegen und recht flacher Topographie. Die Idee der Nachkriegszeit, mit dem Auto als Maßgabe, hat bis heute viele sinnvolle Veränderungen verhindert. Man kann mit dem Auto auch heute noch schnell die Stadt durchqueren. Manche meinen, gute Radwege würden unseren Wohlstand und unseren Standort als Autoregion in Frage stellen. Das sehen wir anders, denn die menschenfreundliche Stadt fördert und bedeutet selbst Reichtum. Wo hält man sich lieber auf: da wo man verweilt, oder wo man von Autolärm umbraust wird; am Magni-Kirchplatz oder Hagenmarkt?

Ihr spracht das Stichwort „weibliche Verkehrspolitik“ an. Was kann man sich darunter vorstellen?

Mareike: Autos sind oft solche Machtsymbole heute. In unserer Begründung für den Radentscheid wollte einer mal den Satz drin haben: man soll keine Angst haben, wenn man in Braunschweig Rad fährt. Da kam die Entgegnung – Ja, dann: Hab halt keine Angst.  Und dann? Dann bist Du die oder der erste der überfahren wird. Viele derjenigen, die täglich mit dem Rad unterwegs sind, sind Familien mit Kindern. Wenn die sich sicher fühlen, haben wir viel gewonnen.

Wie kann man bei Euch mitmachen?

Konrad: Wir treffen uns jeden 1. Montag im Monat (MoMo) um 19:00, derzeit als Videokonferenz. Auf der Webseite steht der Link dazu. Wir hoffen, dass ein normales Treffen wie gehabt aber auch bald wieder möglich sein wird. Wahrscheinlich an der frischen Luft.

In welcher Form kann man Euch sonst noch unterstützen?

Mareike: Auf unserer Webseite kann man sich für unseren Newsletter eintragen, dann bekommt man immer mit, welche Aktionen geplant werden und kann daran teilnehmen, wenn man Lust hat. Wenn es mit der Unterschriftensammlung losgeht werden wir Leute brauchen, die da mitmachen wollen. Wir haben bereits einen Finanzplan, aber auch hier sind wir natürlich dankbar für Unterstützung.

Was möchtest Du noch über Euch und Eure Arbeit erzählen?

Konrad: So halbwegs chaotisch wie bei uns stell ich mir die Anfänge der Grünen Partei vor, es geht viel neben und durcheinander, aber wer bei der Sache bleibt, der kann auch etwas mit-bewegen.

 

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Paula