Vegane Ernährung

Vegane Ernährung

Ist Ernährung mit Fleischprodukten oder mit von Tieren produzierten Lebensmitteln noch zeitgemäß, vertretbar und notwendig? Oder ist vegane Ernährung viel zu radikal, ungesund und teuer? Eins ist sicher: Vegane Ernährung ist klimafreundlich. Und auch der Gedanke des Tierwohls verbreitet sich immer weiter.

Zu allererst möchte ich meine ganz pragmatischen Lieblingsvorteile veganer Ernährung nennen: Das Essen wird nicht so schnell schlecht. Sei es der Nudelsalat beim Picknick oder die Milch vom Wochenendeinkauf: beides droht nicht sofort zu verderben, wenn es nicht schnell in den Kühlschrank kommt. Zudem ist veganes essen ganz automatisch lactosefrei.

Folgende Thesen wollen wir etwas genauer unter die Lupe nehmen:

Vegane Ernährung ist kompliziert und man muss auf viele Lebensmittel verzichten

Bis vor kurzem dachte ich, vegane Ernährung sei nur etwas für die ganz Hartgesottenen. Dann warf ich einen Blick in meinen Kühlschrank und stellte fest: so krass ist Umstellung eigentlich auch wieder nicht. Eier verwendet ich hauptsächlich für Kuchen und Pfannkuchen. Für beides gibt es hervorragende Rezeptalternativen.
An Stelle von Kuhmilch kann man pflanzliche Alternativen verwenden. Dasselbe gilt für Sahne, Crème fraîche und Joghurt. Allein das auswärtige Essen bis etwas komplizierter. Aber auch hier gibt es mit etwas Vorbereitung die Möglichkeit vegane Gericht oder Snacks zu finden oder man schmiert sich eben einfach ein paar Brote.

Veganes Essen ist ungesund

Es kommt darauf an. Ob Ernährung gesund oder ungesund ist, hängt zum größten Teil davon ab, wie sinnvoll man seine Lebensmittel zusammenstellt. Per se ist vegane Ernährung nur insofern bedenklich als dass man besonders auf eine ausreichende Aufnahme von Eisen, Vitamin B12, Vitamin D, und Jod achten sollte. (Allerdings wird dem Futter von Schweinen und Geflügel das Vitamin B12 auch erst beigefügt.) Wer sich diesbezüglich Sorgen macht, kann regelmäßig die wichtigsten Werte beim Hausarzt überprüfen lassen.
Da man aber in der Regel ohnehin auf eine gute Zusammenstellung der Nahrungsmittel achtet, also regelmäßig viel Gemüse, Hülsenfrüchte, Obst und Getreide zu sich nimmt, erhält man damit auch eine geballte Ladung wertvoller Nährstoffe.

Die vielen Zusatzstoffe in Fleisch-Alternativen sind ungesund

Ich sage es mal so: Betrachtet man vegane Ernährung als 1:1-Umsetzung von „guter deutscher Küche“, dann erweist man sich und seinem Körper sicher keinen guten Dienst. Orientiert man sich dagegen an den Küchen anderer Kulturen stellt man fest, dass man sein Essen auch einfach ganz ohne industriell gefertigte Produkte zubereiten Kann. So bietet zum Beispiel die thailändische oder auch die indische Küche tolle und leckere vegane Gerichte, mit vielen Gewürzen, Gemüse und Hülsenfrüchten. Letztere sind übrigens Protein-Weltmeister und enthalten mehr Protein als Fleisch. An Stelle von Kuhmilchprodukten wird hier oft Kokosmilch verwendet.

Vegane Ernährung ist teuer

Das kommt darauf an. Richtig ist, dass Ersatzprodukte wie Hafermilch, Sojajoghurt oder vegane Schnitzel gerade voll im Trend liegen und damit teurer sind als die konventionellen Produkte. Aber gerade mit einem hohen Anteil an Reis, Hülsenfrüchten sowie regionalem Obst und Gemüse kann man sich vergleichsweise günstig ernähren. Eine viel größere Rolle spielt hierbei die Frage, ob man zum Beispiel Leitungswasser oder gekaufte Getränke trinkt, oder ob man häufig auswärts isst.

Der Soja-Anbau zerstört die Regenwälder

Etwa 80 Prozent des weltweit angebauten Sojas enden als Tierfutter, weitere 18% werden anderweitig verarbeitet, zum Beispiel Biodiesel oder Bratöl. Der Anteil, aus dem Sojabratlinge oder Tofu hergestellt werden, beträgt demnach nur etwa 2%. Dabei handelt es sich dann im Regelfall um europäisches Bio-Soja aus gentechnikfreier Landwirtschaft. Wenn es also darum geht den Regenwald zu schützen, dann ist es allemal sinnvoller auf Fleisch zu verzichten. Abgesehen davon gibt es viele vegane Alternativen ohne Soja, zum Beispiel auf Erbsenbasis.

Vegane Ernährung ist klimafreundlich

Ändert man im CO2-Rechner die Eingabe zur Ernährung von „Mischkost“ auf „Vegane Ernährung“ verringern sich die jährlichen Emissionen von 1,69t auf 1,01t. Klingt nicht viel? Gemessen an der Tatsache, dass wir unsere Emissionen massiv einschränken müssen und eine „klimaneutrale Lebensweise“ erst ab einer Gesamtemission von weniger als 1 Tonne CO2 pro Jahr erreicht ist, ist diese Reduktion erheblich. Aber ist nicht auch eine vegetarische Ernährung ein sinnvoller Beitrag? Ja, natürlich! Dennoch möchte ich hier ein eindrucksvolles Beispiel geben: Die wegen ihrer „miserablen“ Klimabilanz verschriene Avocado (0,6kg CO2 pro kg Avocado im Vergleich zu 0,2kg CO2 pro kg bei Kartoffeln) wird sie plötzlich zum Klimaschützer, wenn man sie mit Butter (9kg CO2 pro kg) oder Käse (5,7kg CO2 pro kg) vergleicht. Vom Vergleich mit einem kg Rindfleisch (13,6kg CO2) ganz zu schweigen. So ist denn plötzlich ein Brot mit Avocado weniger klimaschädlich als ein Brot mit Butter und Käse[1].
Die Produktion von 100g Rindfleisch verbraucht übrigens 48x mehr Land, 8x mehr Wasser und emittiert 113x mehr CO2 als für die gleiche Menge von Erbsenprotein.

Noch ein Wort zum Tierwohl

Der Ansatz von veganer Lebensweise ist, dass nicht nur, wie bei vegetarischer Ernährung, auf das Töten von Tieren verzichtet wird, sondern auch auf Lebensmittel, die von Tieren produziert werden. Hierbei soll der Blick darauf gelenkt werden, Tiere nicht automatisch als minderwertig und dem Menschen untergeordnet zu betrachten.
Wir sind heutzutage nicht mehr auf tierische Produkte angewiesen, weil wir das ganze Jahr über alle notwendigen Lebensmittel wie Gemüse, Hülsenfrüchte, Getreide und Obst zur Verfügung haben. Daher ist uns heute eine Ernährung möglich, die auf die Verwertung von Tieren verzichtet. Beim Bäcker eine Laugenbrezel anstelle eines Buttercroissants zu nehmen, ist am Ende vielleicht gar nicht so ein großes Opfer.

 

Weitere interessante Fakten zum Thema Fleischkonsum gibt es übrigens in diesem Video.

 

 

[1] Alle Zahlen stammen aus diesem Video.

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Paula