Das Geheimnis liegt im Humus

Das Geheimnis liegt im Humus

Humus ist ein echter Alleskönner. Er sorgt für fruchtbaren Boden, er bindet CO2, er schützt die Böden vor Austrocknung, nimmt Wasser auf wie ein Schwamm und leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt. Dabei ist Humus eigentlich nur eine dünne Schicht im oberen Teil unsere Böden. Als Humus wird der Bereich bezeichnet, in dem organisches Material sich zersetzt hat.

Das klingt relativ belanglos, wird aber dramatisch, wenn Humus verloren geht und der Boden seine Fruchtbarkeit verliert. Denn ohne fruchtbare Böden gerät die Nahrungsmittelversorgung zunehmend in Gefahr. Jedes Jahr gehen fruchtbare Böden in der Gesamtgröße von mehreren Millionen Hektar Land verloren. Die Gründe sind: Rücksichtslose Bewirtschaftung, Abholzung, Überweidung und der Klimawandel. Die Folgen sind: Armut, Erkrankungen, Hunger, Flucht. Betroffen sind keineswegs nur die Länder im Globalen Süden, die bekanntlich als Erste und am stärksten die Folgen des menschengemachten Klimawandels zu tragen haben. Auch in der EU sind inzwischen 13 Staaten von einer zunehmenden Verödung der Böden betroffen. (https://www.giz.de/fachexpertise/html/60098.html)

Umso wichtiger ist es, dem entgegenzuwirken und die Fruchtbarkeit der Böden zu erhalten. Hier benötigen wir einen konsequenten Schutz von (Ur-)Wäldern und Mooren, sowie eine Förderung der regenerativen Landwirtschaft. (Im Unterschied zur nachhaltigen Landwirtschaft, strebt die regenerative Landwirtschaft nicht nur Klimaneutralität an, sondern eine Verbesserung der Bodenqualität und eine Bindung von CO2 durch den Aufbau von Humus.)

Wenn wir einen eigenen Garten haben, können wir selber dafür sorgen, dass die Gesundheit des Bodens erhalten bleibt. Das lohnt sich auf jeden Fall, denn das Gemüse oder auch die Blumen wachsen umso besser und die Wasserspeicherung im Boden erspart uns manche Gießkanne.

Wie kann im Garten Humus aufgebaut werden?

  • Zum einen ist der Kompost eine gute Gelegenheit, Grünabfälle aus Küche und Garten zu verwerten und zugleich guten Boden aufzubauen. Es braucht dafür allerdings ein bisschen Geduld und ein paar Kenntnisse zur Kompostierung.
  • Mulchen ist eine wichtige Hilfe. Es können ruhig einige Zentimeter Mulch auf die Erde gebracht werden, z.B. Rasenschnitt, Holzschnitzel, Laub oder gehäckselter Strauchschnitt. Unter dieser schützenden Decke können die Mikroorganismen wunderbar arbeiten und den Boden fruchtbar machen.
  • Auch Pflanzen selber können den Boden verbessern. Beim Anbau lohnt es sich daher, auf Mischkulturen, Fruchtfolge und Gründüngung zu achten, auch in einem Blumengarten können bestimmte Blumen wie Lupinen oder Klee den Boden verbessern. Nebenbei locken viele dieser blühenden Pflanzen Insekten an und fördern so die Artenvielfalt.
  • Grundregel beim Humusaufbau ist: Niemals den Boden nackt lassen. Auch in der Natur bedeckt sich der Boden immer wieder selber. Für den Gemüseanbau heißt das: Nach jeder Ernte gleich wieder neu pflanzen. Der Boden braucht zur Erholung keine Pause, sondern eine gute Abwechslung verschiedener Pflanzen. Wurzeln und schützendes Blattwerk helfen dem Boden, fruchtbar zu bleiben. Für die Blumenbeete heißt das: Verblühtes lieber nicht im Herbst, sondern erst im Frühjahr abräumen. Dann macht es auch mehr Spaß, wenn zwischen den vertrockneten Gräsern schon wieder die ersten grünen Spitzen aus der Erde schauen.

Für mich ist es beim Gärtnern mehr und mehr zur Grundlage geworden, mit und nicht gegen die Natur zu ackern, das spart Kraft und Zeit, weil die Natur selber viel Arbeit übernimmt – und es fühlt sich auch einfach gut an.

Aber natürlich ist es nicht mit dem Humusaufbau im eigenen Garten getan.

Zurück zur regenerativen Landwirtschaft. Auch hier sind z.B. organische Düngung und bodenschonende Fruchtfolgen Maßnahmen, die auf den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit Einfluss nehmen. Wie gravierend ein umsichtiges Handeln in der Landwirtschaft für die CO2-Bindung im Boden ist, zeigen die Zahlen: „In den landwirtschaftlich genutzten Flächen in Deutschland sind etwa 2,4 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Damit bevorraten die Böden mehr als doppelt so viel Kohlenstoff wie der gesamte Baumbestand in deutschen Wäldern und mehr als das Dreifache der CO2-Menge, die in ganz Deutschland pro Jahr freigesetzt wird.“
https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/humus-und-klimaschutz-1965592

Zugleich kann die Verantwortung nicht allein den Landwirtinnen und Landwirten zugeschoben werden. Eine klimaschonende Bodenbearbeitung in der Landwirtschaft ist letztendlich ein höherer Aufwand, dient jedoch zugleich der Allgemeinheit vom Erhalt der Artenvielfalt über die Gewinnung von Lebensmitteln bis hin zum Hochwasserschutz. Insofern ist es auch eine politische und gesellschaftliche Aufgabe, den Aufbau und Erhalt von Humus gezielt zu fördern und über Subventionen, Projektmittel und Stiftungsgelder zu sichern.

Was wir benötigen, ist ein grundsätzliches Umdenken. Wir dürfen unsere Böden, unsere Moore und Wälder nicht mehr als Ressource betrachten, über die wir frei und gedankenlos verfügen können. Sie sind Teil eines empfindlichen ökologischen Zusammenspiels. Wenn wir uns für den weltweiten Aufbau und Erhalt von Humus einsetzen, schützen wir die Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten und sichern die Grundlage für unsere eigene Ernährung. Zudem sind fruchtbare Böden, Moore und Wälder – neben den Weltmeeren – unsere wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel.

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Frieda