Weltklimagipfel in Glasgow

Weltklimagipfel in Glasgow

Große Worte finden sie alle. „Wir graben unsere eigenen Gräber!“ So warnte der UN-Generalsekretär bei der Eröffnungsrede der Weltklimakonferenz in Glasgow am 1. November 2021 eindringlich. Eine Niederlage im Kampf gegen den Klimawandel sei keine Option, sondern ein „Todesurteil“. Noch dramatischer beschrieb es der britische Premierminister mit der Erkenntnis: „Es ist eine Minute vor Mitternacht auf der Uhr des Weltuntergangs.“ Nicht alle Regierungschefs finden so hollywoodreife Formulierungen, aber sie alle sprechen von der Pflicht und Notwendigkeit, sofort und ambitioniert zu handeln. Ursula van der Leyen will mit dieser Weltklimakonferenz „Geschichte schreiben“.

Leider glaubt niemand ernsthaft daran, dass diese Weltklimakonferenz erfolgreich sein wird. Die Notwendigkeit zum Handeln ist seit Jahrzehnten bekannt. Während die Reichen diskutieren und großspurige Reden halten, erleiden die Länder des globalen Südens, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, bereits heute die Folgen der Maßlosigkeit der Industrienationen. Wir kennen die Zusagen, für die diese „Weltgemeinschaft“ sich beim Abschluss des Pariser Klimaabkommens 2015 gefeiert hat, und wir wissen auch, wieviel davon in den letzten sechs Jahren umgesetzt wurde: Der weltweite CO2-Ausstoß ist seitdem nicht gedrosselt worden, sondern gestiegen. Die 1,5 Grad Erderwärmung, auf die die beteiligten Nationen den Klimawandel begrenzen wollten, um eine weltweite Klimakatastrophe zu verhindern, sind inzwischen bald erreicht.

Was wir momentan also am allerwenigsten brauchen, sind „große Worte“ und noch mehr leere Versprechungen oder Absichtserklärungen, deren Umsetzung in ferner Zukunft liegen. Die Entwaldung der Erde soll 2030 gestoppt werden? Was soll dann noch übrig sein? Wie kann eine solche „Einigung“ ernsthaft als Erfolg gefeiert werden?

Elisabeth Nsimadala, Präsidentin des panafrikanischen Bauernverbandes, sprach beim Weltklimagipfel für 80 Millionen Bäuerinnen, die mit ihrer Arbeit 800 Millionen Menschen ernähren. Sie beschrieb die vom Klimawandel herbeigeführten Dürren und die vernichteten Ernten. Das Agrarsystem sei vor dem Kollaps, so Nsimadala.

Auch die Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für die Rechte indigener Völker Victoria Tauli-Corpuz forderte die Unterstützung der Weltgemeinschaft. Die 500 Millionen indigenen Menschen, für die sie zuständig ist, schützen 80% der verbliebenen Biodiversität unter immer schwieriger werdenden Bedingungen.

Solche Stimmen sind wichtig, aber sie bleiben in Glasgow leise und verhallen schnell in der Wortgewalt der Industrienationen. Es ist mehr als offensichtlich, dass die reichen Nationen bei den eigentlichen Verhandlungen lieber unter sich bleiben. An der profitablen Weltordnung soll nicht wirklich gerüttelt werden. Klimaschutz ja, aber er muss sich rechnen für die, die es gewohnt sind abzukassieren und es auch künftig weiterhin gerne tun wollen.

Wer berichtet über die vielen aktuellen Demonstrationen und Proteste von jungen Leuten rund um den Klimagipfel? Zum Beispiel über das Greenpeace-Schiff „Rainbow Warrior III“, das gerade mit jungen Klimaktiven aus vier besonders vom Klimawandel betroffenen Ländern den schottischen Fluss Clyde hinauffährt? Greenpeace will mit dieser Fahrt auf diejenigen aufmerksam zu machen, um deren Zukunft beim Klimagipfel gepokert wird: die jungen Menschen weltweit.

Die sind es, um die es eigentlich gehen sollte, und sie sind es, die gehört werden sollten. Denn wenn uns irgendetwas Mut zum Umdenken macht, dann sind es die jungen Menschen. Fridays for Future und viele andere von jungen Menschen getragenen Klima-Initiativen gibt es inzwischen weltweit. Sie sind gut vernetzt, sie empowern sich gegenseitig und kämpfen unermüdlich für eine bessere Welt. So wie die philippinische Aktivistin Tan, die der festen Überzeugung ist: „Echte Veränderung kommt von der Straße. Wir müssen so laut sein, dass sie uns nicht ignorieren können.“

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Frieda