Letzte Woche haben wir über den Hungerstreik in Berlin berichtet und fragten: Was würden wir tun, wenn unser Kind in den Hungerstreik träte? Und vielleicht hilft dieses anschauliche Beispiel, eine gute Antwort darauf zu finden, wie wir als Erwachsene generell mit der Klimakrise und den Zukunftsängsten unserer Kinder umgehen sollten.
So, wie wir als besorgte Eltern uns Zeit für unser Kind nehmen würden, wenn es im Hungerstreik wäre, nach den Ursachen forschen und mit Unterstützung eine Lösung suchen würden, so kann es auch hier klappen.
Wie bei jeder anderen Krise unserer Kinder, müssten wir uns zuallererst dem Problem stellen. Wir müssten akzeptieren und verstehen, warum es unserem Kind nicht gut geht und welche Sorgen es sich (leider zu Recht!) in Bezug auf eine drohende Klimakatastrophe macht. Ein Beispiel zum Nachlesen findet ihr hier: Sicherheitsrisiko Klimawandel
Und wenn wir als Erwachsene den Ernst der Lage verstanden haben, dann müssen wir es auch noch schaffen, der Schockstarre zu entkommen und ins Handeln kommen. Genau das könnte dann mit etwas Glück der Moment sein, in dem unsere Kinder sehen: Wir können etwas tun! Wir sind all dem nicht hilflos ausgeliefert.
Vom Großen zum Kleinen
Da in den kommenden Jahren umfassende wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen notwendig sind, ist es natürlich erstmal wichtig, bei der Bundestagswahl am 26.September für die Zukunft der Kinder zu stimmen. Denn die können ja selber nicht wählen, müssen aber mit den Folgen der politischen Entscheidungen leben. Welche Parteien ernsthaften Klimaschutz im Programm haben, kann anhand von Wahlprüfsteinen ermittelt werden. Auch kann ein Blick auf das zurückliegende Handeln der Parteien erhellend sein, denn Lippenbekenntnisse allein werden unseren Lebensraum nicht retten. Mehr dazu unter www.klimawahlen.de.
Nach der Wahl dürfen wir uns als Elterngeneration keineswegs zurücklehnen, denn gerade die Frischgewählten dürfen die Dringlichkeit der Klimaschutzmaßnahmen und die Situation der Kinder und Jugendlichen im politischen Alltag niemals aus dem Blick verlieren. Dafür müssen wir mit Briefen, Aktionen, Petitionen und Demonstrationen – wie zum Beispiel dem nächsten globalen Klimastreik am 24. September – weiterhin sorgen.
Wenn Kinder und Jugendliche uns politisch aktiv erleben, dann kann das für sie ein wichtiges Zeichen sein: Veränderung ist möglich, wenn alle sich einbringen. Das ist Demokratie!
Auch auf lokaler Ebene können wir uns engagieren und dringend notwendige Maßnahmen einfordern wie zum Beispiel ein ambitioniertes Klimaschutzkonzept 2.0 hier in Braunschweig und vor allem auch seine Umsetzung.
Im Privaten können wir den Kindern und Jugendlichen zeigen, dass wir auch selber zu Veränderungen bereit sind. „Wie lange fährst Du eigentlich noch einen Verbrenner?“ fragte mich mein Sohn neulich. Ich habe gute Argumente, warum wir noch ein Auto mit Verbrennungsmotor haben. Aber genau das ist der Punkt, an dem wir einen großen Schritt über unsere eigene Bequemlichkeitsgrenze tun müssen, um glaubwürdig zu sein. Uns selbst, vor allem aber unseren Kindern gegenüber. Wir können mit dem CO2-Rechner unseren eigenen CO2-Fußabdruck berechnen. Dann können wir überlegen, an welcher Stelle wir CO2 einsparen können. Sei es, dass wir weniger (oder am besten gar nicht mehr) Auto fahren, dass wir im Winter nicht mehr ganz so viel heizen, oder dass wir unserem privaten Konsum ein jährliches Limit setzen. Deutschland soll bis 2030 klimaneutral werden? Dann fang doch zu Hause damit an! Mach Dir einen Plan, welche Maßnahmen Du zu Hause jedes Jahr umsetzen willst, um in 9 Jahren klimaneutral zu leben. Bis dahin kannst Du dann jedes Jahr, die zu viel getätigten Emissionen kompensieren.
Klimaschutz im Alltag zu leben, spart nicht nur CO2, sondern macht Kinder fit für ein klimaneutrales Leben. Es hilft uns und ihnen, die anstehenden Veränderungen nicht als Bedrohung zu erleben, sondern als eine Herausforderung, die wir gemeinsam meistern können.
Neben all diesen ganz praktischen Dingen, ist es wichtig, dass wir mit unseren Kindern im Gespräch bleiben. Sie sind nämlich erstaunlich gut informiert und wissen über die Risiken und Gefahren meist sehr gut Bescheid. Gerade deshalb sollten wir den Ängsten und Befürchtungen, die die Klimakrise bei der jungen Generation auslöst, ein positives Ziel entgegensetzen. Ein klimaneutrales Leben bedeutet ja nicht nur Verzicht und Umstellung. Es kann uns auch einen Alltag schenken, der entspannter, gesünder und kindgerechter ist als das derzeitige Hamsterrad, in dem sich viele von uns gefangen fühlen.
Wenn wir gemeinsam mit unseren Kindern für eine bessere und lebenswertere Zukunft kämpfen, dann ist das sicher die beste Prävention, um Verzweiflungstaten wie den derzeitigen Hungerstreik zu verhindern.
Falls ihr mit euren Kindern einen positiven Umgang mit dem Thema Klimawandel anstrebt, dann sind die Seiten Klima Kit (für jüngere Kinder) und Unser 2035 (für ältere Jugendliche und Erwachsene) sehr zu empfehlen.