foodsharing

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Wie in unserem letzte Beitrag „Ernährung“ angekündigt, möchten wir Euch heute die Initiative „foodsharing“ vorstellen. Zum Interview erklärte sich Maren von foodsharing Braunschweig bereit.

Was ist die Idee von foodsharing?

foodsharing setzt sich deutschlandweit gegen die Verschwendung von Lebensmitteln ein. Das passiert auf mehreren Ebenen: Zum einen können Lebensmittel über sogenannte Essenskörbe privat weitergegeben werden. Außerdem gibt es öffentliche Fair-Teiler, in denen Lebensmittel kostenlos abgegeben und/ oder mitgenommen werden können. Ein sehr großer Teil unserer Arbeit ist das Retten von Lebensmitteln im Einzelhandel und der Gastronomie. Angemeldete Foodsaver holen dort die Lebensmittel ab, die ansonsten in der Tonne landen würden.
Unser Ziel ist die Lebensmittelverschwendung zu beenden (und uns so eigentlich überflüssig zu machen), dafür leisten wir neben dem praktischen Retten von Lebensmitteln auch Öffentlichkeitsarbeit.

Wie genau sieht Eure Arbeit aus?

Bei unserer Kooperation mit Lebensmittelbetrieben richten wir uns nach den Wünschen des individuellen Betriebs. In der Regel holen wir zu festen Terminen die aussortierte Ware ab, das kann einmal in der Woche oder auch jeden Tag sein. Seltener handelt es sich um Abholungen auf Abruf, bei denen sich der Betrieb meldet, wenn etwas übrigbleibt. Vor Ort sortieren wir die Lebensmittel ggf. und teilen sie untereinander auf. Im Anschluss werden die Lebensmittel im Freundes- und Bekanntenkreis oder über den Fair-Teiler verteilt oder an Abgabestellen geliefert, die diese Bedürftigen zur Verfügung stellen. Für jeden Betrieb gibt es auf unserer Plattform www.foodsharing.de ein eigenes Team, in dem die Abholungen mithilfe eines Kalenders organisiert und alle wichtigen Infos weitergegeben werden.
Natürlich gibt es auch einige Dinge zu organisieren – Infostände, Treffen und Einführungsabholungen für neue Leute, den Fairteiler-Dienst usw. Darum kümmert sich eine Gruppe besonders aktiver Foodsaver. Für die Organisation innerhalb der einzelnen Betriebe sind die Betriebsverantwortlichen zuständig.

Wie viele Leute seid ihr in Braunschweig?

In Braunschweig sind zurzeit knapp 1000 Foodsaver angemeldet. Davon sind normalerweise pro Montat ca. 200 bei Abholungen aktiv und etwa 20 Personen im organisatorischen Bereich.

Mit welchen Läden / Organisationen arbeitet ihr zusammen?

Wir arbeiten im Prinzip mit allen Betrieben zusammen, bei denen Lebensmittel entsorgt werden. Das sind vor allem Bäckereien, Supermärkte, Wochenmärkte und Restaurants/ Catering oder Kantinen. Auch auf dem Weihnachtsmarkt holen wir seit drei Jahren jeden Abend Lebensmittel ab. Aktuell kooperieren wir in Braunschweig mit insgesamt 71 Lebensmittelbetrieben.

Was bereitet Euch Schwierigkeiten bei der Arbeit?

Schwierigkeiten bereitet uns vor allem die unsichere rechtliche Lage der Lebensmittelrettung. Zwar unterschreiben alle Foodsaver einen Haftungsausschluss, wonach jegliche Haftung vom Betrieb auf die Abholenden übergeht, dieser ist einigen Betrieben jedoch nicht sicher genug. Daher verzichten einige auf eine Kooperation. Ist eine Kooperation angelaufen, gibt es eher weniger Schwierigkeiten.

Hat sich Euer Engagement durch die Corona-Pandemie verändert?

Auch unsere Arbeit ist natürlich von der Corona-Pandemie betroffen. Um die Kontakte zu beschränken, können sich momentan maximal zwei Personen pro Abholung eintragen. Unser Fair-Teiler im TU Altgebäude ist zur Zeit geschlossen, sodass eine Weiterverteilung der Lebensmittel hauptsächlich privat und möglichst kontaktlos stattfindet. Allerdings haben wir unsere Zusammenarbeit mit einigen Abgabestellen wie etwa der Obdachlosenhilfe ausgebaut und können die Lebensmittel so auch Menschen mit Unterstützungsbedarf zukommen lassen. Manche Betriebe sind vorübergehend geschlossen, weshalb einige Abholungen wegfallen. Unsere Orga-Treffen finden seit den Kontaktbeschränkungen online statt, was aber hervorragend funktioniert und so konnten wir trotz aller erschwerten Bedingungen neue Kooperationen hinzugewinnen.

Wie kann man bei Euch mitmachen?

Um bei foodsharing mitzumachen, muss zunächst ein Profil auf unserer Plattform erstellt werden. Danach können direkt privat Lebensmittel geteilt werden. Um Foodsaver zu werden und bei Betrieben abholen zu können, muss zunächst ein kleines Quiz bestanden werden. Alle Infos dazu können im foodsharing wiki nachgelesen werden. Anschließend kann man sich für einen oder auch mehrere Bezirke eintragen, woraufhin es noch einmal Infos zum weiteren Verfahren von den jeweiligen Botschaftern gibt.

Wir freuen uns auch immer, wenn Lebensmittelbetriebe auf uns zukommen, die mit uns kooperieren möchten! Für (An-) Fragen jeglicher Art sind wir erreichbar unter braunschweig@foodsharing.network

In welcher Form kann man Euch sonst noch unterstützen?

Unser Ziel ist die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung. Jede*r der im Alltag darauf achtet keine Lebensmittel wegzuwerfen und sein Umfeld über unser Wegwerfverhalten aufklärt, hilft uns dabei dieses Ziel zu erreichen.
foodsharing ist weitgehend geldfrei. Allerdings fallen beim foodsharing Deutschland e.V. unter anderem Kosten für Rechtsberatung, Versicherung und der Organisation von Aktionen an. Wer hier mit einer Spende unterstützen möchte kann dies unter https://foodsharing.de/unterstuetzung tun.

Was möchtest Du noch über Euch und Eure Arbeit erzählen?

Häufig wird foodsharing mit der Tafel gleichgesetzt bzw. eine Konkurrenz zwischen beiden Organisationen vermutet. Dies ist nicht der Fall! Auch die Tafel kann nur begrenzt Lebensmittel weitergeben. Die Mengen an aussortierten Produkten sind schlicht zu groß, um von der Tafel allein gerettet und weiterverteilt zu werden. Hinzu kommt, dass die Tafeln nicht alle Arten von Lebensmitteln, wie etwa zubereitete Speisen mitnehmen können. Wir sehen uns aus diesem Grund als Ergänzung zur Tafel und möchten in keinem Fall mit ihr konkurrieren. Im Gegenteil: Wir leben eine gute Kommunikation und Kooperation.
Bei foodsharing besteht keine Bedürftigkeitshierarchie, es können also alle am Retten teilhaben und die Lebensmittel werden unabhängig von Bedürftigkeit weiterverteilt.

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Paula