Am 14. November riefen Fridays for Future zu einer Laternen-Demo durch die Innenstadt auf. Die Klimastreiks fanden wieder weltweit statt und flankieren die COP 30, die internationale Klimakonferenz, die derzeitig im brasilianischen Belém stattfindet.
Internationale Klimakonferenzen (COP) haben derzeitig leider keinen besonders guten Ruf. Seit der Klimakonferenz in Paris 2015, in der das gemeinsame Ziel formuliert wurde, die Erderhitzung auf unter 1,5 Grad zu begrenzen, gab es keine nennenswerten Durchbrüche. Inzwischen gilt die 1,5-Grad-Grenze als gerissen. Dabei war die Begrenzung von den Delegierten in Paris vor zehn Jahren nicht willkürlich gewählt, sondern beruhte auf den damaligen wissenschaftlichen Prognosen, die bis heute Bestand haben. Mit jedem Zehntel Grad, mit dem wir uns einer weltweiten Erwärmung von 2 Grad annähern oder sogar darüber hinaussteuern, wächst das Risiko, dass Kipppunkte überschritten werden. Dann könnte eine weitere Erderhitzung nicht mehr zu stoppen sein, weil einzelne Fortentwicklungen sich gegenseitig verstärken und verselbständigen. Ein Dominoeffekt.
Die COP 30, die derzeitig in Brasilien stattfindet, sollte ein Wendepunkt sein. Diese Hoffnung wurde durch mehrere Aspekte genährt.
- Zum einen sind seit 2015 viele wissenschaftliche Erkenntnisse hinzugewonnen worden, die die dramatische Lage unseres Planeten und die Bedrohung für das Leben darauf bestätigen. Extremwetterlagen sind nicht mehr nur eine Zukunftsprognose, sondern längst Realität. Die Klimakrise kostet bereits heute Menschenleben – überall auf der Welt.
- Zum zweiten findet die COP 30 in Brasilien statt, und damit seit mehreren Jahren zum ersten Mal wieder in einem demokratischen Land, noch dazu mitten im Regenwald, einem sensiblem und hochgradig gefährdeten Ökosystem, das für ein stabiles Weltklima von elementarer Bedeutung ist.
- Zum ersten Mal sollten die indigenen Gruppen wichtige Akteure beim Weltklimagipfel sein. Damit sollte der Schutz des Waldes in den Fokus gerückt werden.
Denn das Schicksal indigener Gruppen ist mit der klimaschädigenden Ausbeutung von Ökosystemen eng verflochten. So stehen in Brasilien gerade indigene Territorien durch Abholzung für Soja, Mais und Viehzucht unter Druck. Hinzu kommen Konflikte durch den Rohstoffabbau.
Leider zeigt sich jedoch auch bei dieser Konferenz weiterhin eine Schieflage. Dort sind auch in diesem Jahr wiederum zahlreiche Vertreter der Kohle-, Gas- und Ölindustrie zu Gast. Laut einer Datenanalyse haben mehr Lobbyisten einen Zugangspass zur Konferenz (nämlich über 1600) als alle Delegationen der zehn durch die Erderwärmung verwundbarsten Staaten zusammen. Tschad, Niger, die Salomonen, Mikronesien, Guinea-Bissau, Sudan, Somalia, Tonga, Sierra Leone und Eritrea haben zusammen knapp über 1000 Delegierte auf der Konferenz.
Die diesjährige Konferenz zeichnet sich bisher vor allem dadurch aus, dass die indigenen Gruppen demonstrieren, sich massiv Zugang verschaffen und ihre Beteiligung einfordern. Am 13.11. organisierten Aktivistinnen und Aktivisten außerhalb des Konferenz-Geländes einen „Gipfel des Volkes“ („People’s Summit“). Begleitet wurden diese Proteste durch die weltweiten Klimastreiks, die am Freitag, 14.11.25 auf allen Kontinenten stattgefunden haben.
Eine wichtige aktuelle Forderung der Klimabewegung ist der Ausschluss der Lobbyisten fossiler Energiegewinnung von den Klimakonferenzen, da deren Interessen fraglos zu dem völkerrechtlichen Auftrag der Klimakonferenzen im Widerspruch stehen.
Auch in Braunschweig zogen Fridays for Future gemeinsam mit vielen Klimaaktiven durch die Straßen. Dabei hatten sie Laternen bei sich, um auf den Kernpunkt hinzuweisen, den es seit Beginn der Klimaproteste umzusetzen gilt: die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien. Denn die Lösungskonzepte für eine Begrenzung der Klimakrise liegen längst in den Schubladen, sind finanzierbar und technisch umsetzbar. Das Einzige, das wir uns definitiv nicht leisten können, ist eine ungebremste Erderhitzung.
„Deutschland trägt als eines der reichsten Länder der Welt eine enorme Verantwortung. Doch statt konsequenten Klimaschutz zu liefern, werden weiter fossile Projekte genehmigt, Konzerne geschützt und internationale Verpflichtungen ignoriert. … Wir streiken – für echten Wandel, für internationale Solidarität und für eine Politik, die endlich handelt.“ – so Fridays for Future Germany.
Die COP 30 wird noch bis zum 21. November tagen. Es stehen zahlreiche wichtige Themen auf dem Programm.
- Es geht um die Finanzierung und um die Umsetzungspläne. Vor allem muss die Geschwindigkeit bei der Umsetzung von Klimaschutzplänen erhöht werden. Manches geht bereits in die richtige Richtung – aber eben noch viel zu langsam.
- Es gilt, die Macht der fossilen Industrie zu stoppen, denn der CO2-Ausstoß ist 2025 wiederum gestiegen. Das ist mit Sicherheit nicht die richtige Richtung!
- Last not least brauchen wir Klimagerechtigkeit, das betrifft die Situation des Globalen Südens, die Schere zwischen Arm und Reich und die nach wie vor fehlende Geschlechtergerechtigkeit. Dies sind drei entscheidende Stellschrauben. Die Ausbeutung unserer ökologischen Lebensgrundlagen geht mit der Ausbeutung von menschlicher Arbeitskraft und zwischenmenschlicher Fürsorge Hand in Hand.