Heute veröffentlichen wir einen Gastbeitrag von Anja, die bei Parents for Future aktiv ist, zum Thema „Verzicht“ und warum dies kein Tabuthema sein sollte.
Die Realtität diesen Sommer: In Brandenburg gibt es Dürre, auf der Elbe fährt kein Schiff mehr wegen Niedrigwasser, in Braunschweig gab es eine grosse Überschwemmung. Der Klimawandel droht nicht, wir stecken mittendrin.
Ich bin ein ganz durchschnittlicher Mensch. Ich gehe arbeiten, bin Mutter und Oma. Ich versuche, soviel Zeit wie möglich mit den Kindern und 2 Enkeln zu verbringen. Ich fühle eine Verantwortung ihnen gegenüber. Nicht nur in materieller Hinsicht, sondern auch darüber hinaus .
Weil es mir möglich ist.
Es heißt ja immer: ,,Ich will nur das Beste für mein Kind“. Stimmt ja auch. Aber wie sehr stimmt das noch, wenn dies – um der Zukunft der Kinder willen – Verzicht bei mir selbst bedeutet? Dieser Gedanke ist gar nicht so dramatisch, wie er vielleicht gerade klingt. Ich habe z.B. beschlossen in Zukunft auf Flugreisen zu verzichten. Das heißt nicht, daß ich keinen Urlaub mehr mache. Das heißt nur, daß ich den jetzt anders machen werde.
Natürlich kann man sagen, dass solche individuellen Entscheidungen überhaupt nichts bewirkt. Die Regierung müsse ja wohl umfangreichere Massnahmen ergreifen und tut es ja auch nicht. Und das trotz der Unterzeichnung des Pariser Abkommens. Was sollen wir da schon ausrichten? Solche Zweifel klingen erstmal absolut verständlich. Aber ist die Ignoranz unserer Regierung Ausrede und Grund genug für mein Nichts-ändern-wollen, für meine Ignoranz? Wir müssen uns von dem Wort ,,Verzicht“ nicht so verschrecken lassen. Ich mag meinen Wohlstand auch. Und dennoch denke ich über mein Konsumverhalten nach. Es ist gar nicht unbedingt ein Einschränken, es ist eher ein Umdenken. Das sind ganz persönliche Entscheidungen.
Nach meiner Erfahrung ist es sogar ein gutes Gefühl, etwas zu tun und dieses: ,,man müsste ja“ und „eigentlich sollte man ja“ und „aber der tut ja auch nichts“ hinter sich zu lassen .
Es geht viel: Regionale Landwirtschaft unterstützen, auf Märkten einkaufen, beim Kleidungskauf kritischer hinschauen: auf Herkunft und in den eigenen Kleiderschrank, Wasser wieder als Grundnahrungsmittel zu sehen usw. (Viele weitere Beispiele findet ihr hier: „Was können wir tun?“ – Anmerkung der Redaktion). Nichts würde uns ernsthaft einschränken.
Aber was auf unsere Kinder und Enkel zukommt, sind ganz ernsthafte und elementare Einschränkungen. Wie erklären wir ihnen das dann? Dass sie das ertragen müssen, weil wir nicht auf Erdbeeren im Januar verzichten konnten und uns hinter Slogans wie ,,die Regierung tut ja auch nichts“ versteckt haben? Und deswegen keine Verantwortung übernommen haben? Was antworten wir auf die Frage: ,,Ich bin doch aber dein Kind und nicht das der Regierung!“?
Das klingt jetzt sehr nach Ermahnung, ich weiß. Aber es kann auch eine Riesenchance sein. In unserer Generation gibt es so viele Eltern und Großeltern. Und wir wollen doch wirklich alle das Beste für unsere Kinder.
Ich bin ganz sicher: Aus den vielen kleine Aufbrüchen und dem gemeinsamen Umdenken kann etwas sehr Schönes erwachsen! Gemeinsames Tun für ein gemeinsames Ziel.