9. Braunschweiger Saatgutbörse

9. Braunschweiger Saatgutbörse

Am Sonntag, den 26.Februar 2023, veranstalten die Vereine Transition Town Braunschweig e.V. und VEN – Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. die 9. Braunschweiger Saatgutbörse. Sie findet in der Begegnungsstätte der Caritas im Alten Konzerthaus, Böcklerstraße 232, von 11- 15 Uhr statt.

Rechtzeitig vor der nächsten Gartensaison stellt sich der VEN vor, und Menschen bieten ihr selbst gewonnenes Saatgut an. Hierbei geht es um traditionelles und rares Gemüsesaatgut, das – so die Beschreibung im Faltblatt – „samenvermehrbar, regional biologisch erzeugt und bewährt“ sei.

Was ist das Besondere daran, alte Gemüsesorten zu erhalten und private Saatgutvermehrung zu unterstützen? Wo ist der Zusammenhang zum Klimaschutz?

Schon seit den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts ist für die Lebensmittelherstellung eine bedenkliche Entwicklung zu beobachten. Zum einen überschwemmen weltweit immer mehr ungesunde, billige und nährstoffarme Nahrungsmittel den Markt, zum anderen wird die Herstellung gesunder Lebensmittel in der Eigenerzeugung oder durch regionale Landwirtschaft erschwert.

Große Konzerne sorgen für eine fortschreitenden Monopolisierung von Saatgutrechten und Dünger. Zugleich versuchen sie durch die zunehmende Verbreitung von Hybridsorten, also von Sorten, die selber keine verwertbaren Samen mehr produzieren, eine bedrohliche Abhängigkeit zu schaffen. Dadurch sind die Menschen in der Landwirtschaft immer wieder auf den Erwerb von Saatgut angewiesen, anstatt es selber – ohne zusätzliche Kosten – aus den eigenen Pflanzen zu gewinnen. Diese Entwicklung hat bereits sehr viele Kleinbäuerinnen und Kleinbauern weltweit in den Ruin getrieben.

Dazu kommen Entwicklungen auf dem Gebiet der Grünen Gentechnik, Patentanträge auf gentechnisch veränderte sowie neuerdings auch auf konventionelle Pflanzen. All das gefährdet einerseits die Existenz von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und zerstört gleichzeitig die Vielfalt von Nutzpflanzen und damit auch die Vielfalt und Resilienz unserer Nahrung. Zu dem großen Verlust an Autonomie und Wissen kommt eine wachsende Gefahr für unsere Gesundheit und für unsere weltweite Nahrungssicherheit. Daher haben der Erhalt und die Förderung von samenfesten Pflanzen und von alten, heimischen Sorten, die ansonsten vom Aussterben bedroht sind, eine politische Dimension.

Der andere Aspekt ist die Ausweitung des privaten Lebensmittelanbaus, die Anzucht von Kräutern und Nutzpflanzen im eigenen Garten, bzw. im eigenen Umfeld. Die Ernte ist in der Regel sehr lecker und macht uns ein wenig unabhängiger von den Lebensmittelangeboten in den Supermärkten. Vor allem aber erobern wir uns dadurch wichtige Kenntnisse über Pflanzen, Tiere, ökologische Kreisläufe und Böden zurück. Durch Eigenanbau können wir unsere Ernährung durch vielfältige und gesunde Nahrung verbessern, die ohne Gifte, Zusätze, Chemikalien und Transportwege direkt aus dem Garten auf unseren Tellern landet. Laut der University of California – Santa Barbara spart schon ein Kilogramm selbstgezogenes Gemüse gegenüber dem Kauf von Supermarktgemüse zwei Kilo Treibhausgase ein. (Selbstgezogenes Gemüse spart Treibhausgas-Emissionen Garten als Klimahelfer – wissenschaft.de)

Insofern ist der Eigenanbau auch unter den Aspekten von Klimaschutz und Nachhaltigkeit eine gute Idee, auch wenn es sich um einen kleinen Bereich auf dem Balkon, auf Fensterbänken oder um die Beteiligung an Gemeinschaftsgärten handelt.

Die Saatgutbörse am 26.2.2023 könnte also für all Menschen, die bereits gärtnerisch aktiv sind, sehr spannende neue Sorten bereithalten, und alle, die noch mit dem Gedanken des Eigenanbaus spielen, können wichtige Tipps und gute Samen zum Starten erhalten.

Denn die Gäste erwartet ein buntes Angebot: „Interessierte können Infos rund um dieses Thema erhalten und durch eigene Samengärtnerei zu Selbstversorgern werden. Außerdem beteiligen sich mehrere Garteninitiativen/Gemeinschaftsgärten mit Infoständen und Tauschangeboten. Die Arbeitsgemeinschaft Streuobst Ast e.V bietet Informationen zu ihren Aktivitäten und Apfelsaft zur Verkostung und zum Kauf an.“ (Veranstaltungsflyer)

Um eine klimafreundliche Anreise mit Öffis, zu Fuß oder mit dem Rad und um etwas Geduld, falls es am Eingang zu kurzen Wartezeiten kommt, bitten die Veranstaltenden in ihrem Faltblatt.

Mehr zum Verein VEN findet ihr unter: https://www.nutzpflanzenvielfalt.de/verein_zur_erhaltung_der_nutzpflanzenvielfalt_ev

 

 

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Frieda