Aufbruchsklima

Aufbruchsklima

Es ging wieder los: Am 18. Juni waren wir auch in Braunschweig wieder auf der Straße. Warum die Klima-Bewegung und allen voran Fridays for Future nicht zu bremsen sind und warum es jetzt erst recht wichtig ist für gerechten Klimaschutz zu streiten, das machte Alice von FFF am 18. Juni in einer mitreißenden Rede deutlich. Vielen Dank für den Gastbeitrag!

„Hey, erstmal: Es ist so gut, dass ihr alle noch hier seid und nicht im Freibad, am See oder Eis essen! Wobei wir uns das jetzt definitiv alle verdient haben. 😉

Könnt ihr euch noch an euren ersten Klimastreik erinnern? Ich ehrlich gesagt nur noch teilweise. Irgendwann im März oder April 2019 stand ich das erste Mal mit auf der Straße. Am Abend vorher noch das Demoschild fertig gemalt, eine Erdkugel war drauf – “Save our planet!”. Die Erde war krank, schaute traurig und hatte einen rot-weißen Schal um. Es kam mir fast eigenartig vor, nicht in der Schule, sondern auf der Straße zu sein. Außerdem war ich vorher nur auf einer anderen Demo gewesen, wusste nicht so richtig, was mich erwartet.

Aber ich kann mich noch ganz genau an das Gefühl erinnern, dass dieser erste Streik in mir ausgelöst hat. Das Gefühl, etwas zu verändern.

Auf einmal konnte ich, damals 14 Jahre alt, politisch etwas bewegen. Und damit war ich nicht alleine. Genau das hat diese Bewegung so vielen jungen Menschen gegeben. Wir waren nicht mehr einfach nur Kinder oder Jugendliche, die man gerne Mal überhörte, die eben zur Schule gingen, sich nachmittags mit Freund*innen trafen, vielleicht Sport machten – nein, plötzlich waren wir politisch, hatten eine Meinung und haben die ganz klar kommuniziert.

Was damals niemand gedacht hatte: Dass wir nach 2 ½ Jahren immer noch hier stehen. Niemand dachte, dass wir den Sommer 2019 überstehen, oder bis zum Ende des Jahres streiken. 2020 kam Corona, wieder haben sich alle gefragt, ob wir durchhalten? Naja, was soll ich sagen – hi, wir sind immer noch hier!

So viel Zeit seit dem Beginn unserer Streiks auch vergangen ist, so wenig Zeit ist noch bis zu den Bundestagswahlen – Heute noch genau 100 Tage. 89 bis zur Kommunalwahl hier in Niedersachsen. Dieses Jahr ist es unglaublich wichtig, dass wir Druck auf die Politik ausüben, denn die Wahlen werden so viel entscheiden!

Wir – oder zumindest die von uns, die wählen dürfen – entscheiden über unser aller Zukunft. Die nächsten vier Jahre werden klimapolitisch entscheidend sein. Wir können den Pfad zu 1,5 Grad schaffen! Was das ganz konkret heißt: Eine neue Regierung, egal aus welchen demokratischen Parteien sie sich zusammensetzt, muss eine 1,5 Grad-konforme Politik machen. Wir brauchen keine leeren Versprechen mehr, wir brauchen Handlungen.

Dass unsere Forderungen notwendig sind, haben mittlerweile Gerichte bestätigt. Wir haben das Bundesverfassungsgericht im Rücken, die Klimapolitik der Regierung ist verfassungswidrig!

Das haben doch die Profis glatt bestätigt, dass die Forderungen der Klimakids ziemlich gerechtfertigt sind…

Anfangs standen wir Schüler*innen hier, schnell schlossen sich uns mehr Menschen an – und heute stehen wir hier mit breiten Bündnissen, als Gesellschaft, und werden immer mehr. Statt leeren Versprechungen herrscht auf der Straße Aufbruchsklima! Heute demonstrieren wir mit Gewerkschaften wie ver.di, migrantischen Initiativen und so vielen anderen. 100 Tage vor der Bundestagswahl zeigen wir, wo der Wandel stattfindet.

Wir verbinden Kämpfe, setzen uns füreinander ein, für unsere Zukunft und auch die Lebensrealität von Menschen in den am meisten betroffenen Regionen. Denn die Klimakrise ist Realität! Aber wir eben auch, unser Druck, unser Durchhaltevermögen. Wir hören erst dann auf, wenn Klimagerechtigkeit Realität ist!

In den kommenden Wochen werden wir bundesweit weiter und wieder regelmäßig streiken. Wir werden noch mehr und noch lauter werden. Das ist nötig, und wir werden es schaffen. So, wie wir in den letzten 2 ½ Jahren oft das Unmögliche möglich gemacht haben, werden wir weiter machen.

We are unstoppable, another world is possible!“

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Paula